PENS & PENCILS - In loser Reihenfolge präsentiert der CAS in dieser Rubrik eine Auswahl von historischen Füllhaltern und Bleistiften, die sicher nicht nur Sammlerherzen höher schlagen lassen.

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Wir danken allen Sammlern, die uns Schreibgeräte für diese Rubrik zur Verfügung gestellt haben (Besitzerinitialien in Klammern).

Markenfilter: A.W. Faber, Aiken, Anonym, Astoria, Carter, Cartier, Conway, Eisenstadt, Eversharp, Faber-Castell, Fend, Geha, Goldfink, Greif, Jumbo, Kaweco, Mabie, Matador, Merkurit, Montblanc, Osmia, Parker, Pelikan, Penol, S. Mordan & Co, S. Mordan & Co., Sarastro, Sheaffer, Simplo, Soennecken, Staedtler, Stanhope, Taylorix, Tropen, W.S. Hicks, Wahl, Waterman,
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Jahresfilter: 1880 - 1889, 1890 - 1899, 1900 - 1909, 1910 - 1919, 1920 - 1929, 1930 - 1939, 1940 - 1949, 1950 - 1959,
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Firmengeschichte, ca. 1950
GEHA-Füller der 50er- und 60er-Jahre

Seit einigen Jahren sammle ich Füller und mein Sammlungsschwerpunkt sind die frühen Füller der Firma GEHA. Sie sind von hoher Qualität und schreiben hervorragend; so wird man selten defekte GEHA-Füller aus den 50er-Jahren finden. Von Beginn an wurde ein Modulsystem verwendet. Das heißt, dass jedes Teil zu jedem Füller passt. Für den Sammler, der genaue Zuordnungen vollziehen möchte, ist es dadurch natürlich nicht leicht festzustellen, ob es einen Füller in der vorliegenden Form tatsächlich gegeben hat, oder ob es sich um eine nachträgliche „Heirat“ handelt. Zudem hat die Firma ihre Produktpalette recht häufig geändert, so dass die Füller oberflächlich zwar alle gleich aussehen, bei genauem Hinsehen sich aber doch unterscheiden.

Der Anfang

GEHA nahm 1950 mit einer bahnbrechenden Idee die Produktion von Füllern auf. Es wurden grundsätzlich nur Kolbenfüller hergestellt, die das Problem, dass irgendwann im unpassenden Augenblick der Tintenfluss versiegt, dadurch lösten, dass es eine Vorrichtung gab, die ein kleines Ventil öffnete. Dadurch wurde ein Reservetank aktiviert, der ein Verfassen von ein bis zwei weiteren Seiten ermöglichte. Diese Vorrichtung des Reservetanks war ein hervorragendes Verkaufsargument, wurde in der Werbung stark herausgestellt und führte zum großen Verkaufserfolg.

Anfangs produzierte GEHA drei unterschiedliche Modelle, die alle durch einen roten Emailleknopf an der Kappenlippe mit dem Firmenlogo leicht identifiziert werden können. Es gab ein Modell in Übergröße mit dem Namen Regent und der Klassifizierung 720 mit Goldfeder und 710 mit Stahlfeder. Das Standard-Modell mit der Klassifizierung 760, das ein mittleres Preissegment bedienen sollte, hatte eine Goldfeder. Entsprechend gibt es auch ein Modell 750 mit Stahlfeder. Im Niedrigpreissegment produzierte man ein preisgünstiges Modell Student mit Stahlfeder und der Klassifizierung 780, während der 790 mit einer Goldfeder ausgerüstet war. Alle diese Modelle wurden zunächst in schwarzem Spritzguss hergestellt mit je nach Modell unterschiedlich stark vergoldeten Beschlägen.

Als Federn bot man eine breite Palette für jeden Schreibgeschmack an, die durch Auswechseln der ganzen Einheit leicht getauscht werden konnten. Die Federn reichten von BB bis EF, es gab auch Modelle mit Kugelspitze und später wurde eine harte Pallig-Feder zum Durchschreiben angeboten.

Die frühen farbigen Modelle

GEHA stellt auch farbige Modelle her, die heute selten und bei Sammlern sehr gesucht sind:
Der Regent existiert in den Versionen als 724 mit perlgrauem Schaft und schwarzer Kappe oder mit perlgrauer Kappe und schwarzem Schaft, als 726 mit braunem Schaft und brauner Kappe und als 728 mit braunem Schaft und goldener Kappe. Der Standard wurde mit schwarzem Schaft, aber perlgrauer Kappe angeboten. Außerdem gibt es ein Modell mit einer schwarzen Kappe, bei der unterschiedlich schmale Streifen rausgefräst sind.

Der Übergang

In der Mitte der 50er-Jahre änderte GEHA die Kappe, gab das Emaillelogo am Kappenrand auf und verkaufte für kurze Zeit Füller mit einem neuen Clip, der kein Firmenlogo aufwies. Bislang habe ich nur Füller der Klassifizierung 790/780 mit diesem Clip gefunden.

Der neue Clip

Seit Mitte der 50er-Jahre wurden alle Modelle mit einem neuen Clip ausgestattet, der am oberen Ende ein deutlich sichtbares Firmenlogo trug. Kurz darauf stellte man auch die Produktion der Füller in Übergröße der Reihe 720/710 ein. Es gibt allerdings den Regent mit dem neuen Stufenclip. Flagschiff der Produktpalette wurde nun der 760, der auch in einigen farbigen Varianten produziert wurde, wobei sich zum Teil die Kappe nur durch das fehlende Emaillelogo und den neuen Clip unterscheidet.

Neu und für die neue Produktpalette typisch waren die Modelle mit perlgrauem Schaft, aber schwarzer Kappe und die Modelle in komplett perlrot oder perlgrün. Daneben wurden auch Modelle mit goldener Kappe und braunem Schaft als 768 oder mit perlrotem Schaft und goldener Kappe verkauft.

Der Stufen-Clip

In dieser Zeit ging man auch dazu über, durch die Gestaltung des Clips den Wert des Füllers zu dokumentieren. Auch hier gab es eine Phase des Übergangs. GEHA stattete den 760 mit einer Clipschraube aus, die durch zwei Ringe die Höherwertigkeit des Füllers anzeigen sollte. Aber nach kurzer Zeit ging man zu einem Stufensystem beim Clip über. Es gab den Dreistufen-Clip für die 760-Reihe, den Zweistufen-Clip für die 790-Reihe und den einfachen Einstufen-Clip für die neue 700-Reihe.

Der 700 wurde als preisgünstiger Schulfüller (im Ausland auch als Geha-Boy bezeichnet) mit Stahlfeder angeboten und als Modell 705 mit Goldfeder. Dieses Modell gab es auch in dunkelgrün, bordeaux-rot, beige, grau und wohl auch in weiß. Die Modelle findet man mit Drei-, Zwei-, Einstufen-Clip und daher manchmal auch mit der Bezeichnung 790. Kurz danach stellte man die Schulfüller auch in einer verkleinerten Version mit der Klassifizierung 600 (605 mit Goldfeder) her.

Ende der 50er-Jahre verwendete man für die bunten Füller ein neues Material. Die perlgrauen, perlgrünen und perlroten Füller sahen nun anders aus, das Material war gleichmäßiger gestrichelt, und die Füller waren auch etwas größer als vorher.

Es finden sich von der Firma GEHA häufig Demonstratoren-Schreibgeräte, die aber vermutlich nicht nur zu Demonstrationszwecken hergestellt wurden, sondern auch regulär verkauft worden sind. GEHA hat diese Demonstratoren auch in rubinrot und grün hergestellt.

Die neue Zeit

Ab 1960 führte man ein völlig neues Modell ein, die Goldschwinge (im Ausland Goldwing), die man stark bewarb und von der man sich wohl viel versprach. Man verwendete ein neues Material, was heute sehr brüchig ist. Die eingelegte Feder verkörperte sehr den Zeitgeist. Es gab die Goldschwinge in unterschiedlichen Versionen, auch mit vergoldeter Kappe und als farbiges Modell. Die Füller mit freistehender Feder wurden noch eine Zeit parallel verkauft, wobei man allerdings wohl nur noch die Schulfüller herstellte.

Daneben produzierte man bald nur noch Füller mit verdeckter Feder, das Modell 708, das auch wieder in unterschiedlichen Versionen existiert. Damit war das Zeitalter der Kolbenfüller der Firma GEHA mit freistehender Feder beendet.


Text: Dieter Belde / Fotos: Thomas Junge

Abgedruckt in Magazin ArsScribendi des CAS www.cas1996.de




Geha 720 Regent, ca. 1952
Kolbenfüller
Material: Spritzguss/Celluloid
Länge: 13,6 cm

Der Hannoveraner Traditionsunternehmen Geha (Akronym für die Gründer GEbrüder HArtmann) produzierte bereits in den 20er-Jahren Büromaterial. Nach dem Krieg begann die Füllhalterproduktion, die anfangs mit Marshallplan-Geldern finanziert wurde. Geha produzierte in 3 Preisklassen ausschließlich Kolbenfüller. Bis Mitte der 50er-Jahre zierte das Kappenband der Premiummodelle wie des hier abgebildeten Modells 720 ein kleines, danach bis 1960 ein großes.Emaille-Logo.(db)
Geha 720 Demonstrator, ca. 1954
Kolbenfüller
Material: Spritzguss
Länge: 13,7 cm

Äußerst selten sind sogenannte Demonstrator-Modelle, noch dazu in dieser ungewöhnlichen Farbe. Sie zeigen sehr anschaulich die Funktionsweise und die Mechanik dieses Geha-Kolbenfüllhalters. Durch Gehas Modulsystems waren einzelne Bestandteile der Schreibgeräte untereinander austauschbar. Das berühmte und patentierte Geha-Reservetanksystem reichte aus, um 2 weitere Seiten zu schreiben.(db)




Geha, ca. 1959
Druckknopfbleistift
Material: Celluloid/Walzgold
Länge: 13,1 cm

1918 gründeten die Brüder Heinrich und Conrad Hartmann das Unternehmen Geha in Hannover. Bis zum Ende der 40er-Jahre wurde Büromaterial hergestellt, ab 1950 nahm man dann die Produktion von Schreibgeräten auf. Der hier gezeigte Bleistift mit walzvergoldetem Oberteil und tailliertem Clip gehört zu den hochpreisigen Geha-Produktlinien.(gh)